Papier dreidimensional…

Die 2. Künstlerin, die ich Ihnen im Rahmen der „Paper and more…“-Ausstellung im CRAFTkontor vorstellen möchte, geht als Graphikerin eigentlich schon lange mit dem Material Papier ganz selbstverständlich um.

Ingrid Golz aus Bergisch Gladbach arbeitet jahrelang an Radierungen – prüft dafür geeignete Papiere – schöpft letztendlich Papiere selbst und entdeckt dabei, wie spannend der Wechsel vom zweidimensionalen Drucken zum dreidimensionalen plastischen Arbeiten ist.

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Ingrid Golz, Papierobjekt, Variation III, taugeröstetes Flachspapier Peddigrohr.
(Copyright+Foto: Ingrid Golz)

AUFBRUCH – dieser Begriff steht ganz konkret für  die Entwicklungen, die Ingrid Golz in ihrer Arbeit macht.
„Eigentlich auf der Suche nach einem neuen Papier für ihre Druckgraphiken, entdeckte Golz die besonderen Eigenschaften von Flachspapier.
„Taugerösteter Flachs“ ein wunderbarer poetischer Ausdruck für ein sehr prosaisches Verfahren, bei dem taufeuchter, auf dem Feld gebündelt liegernder Flachs wiederholt in der Sonne trocknet und anschließend mittels Wasser zu Papierbrei (der sogenannten Pulpe) vermischt und zu handgeschöpften Papierbögen verarbeitet wird….“ (Zittat Kunsthistorikerin Doris Hensch 2013, Kunsthaus Kieser)

Ingrid Golz sagt selber, wie erstaunlich beeindruckend sie das Schrumpfungspotential des Rohpapiers fand:
„Zwischen selbst geschöpften (noch nassen) Papierbogen aus Flachs- (oder Baumwoll)fasern füge ich Peddigrohr ein.
Im anschließenden Trocknungsprozess schrumpft das Papier auffallend stark und die gezielt eingefügten Peddigrohrfasern (und Abschnitte) halten dagegen, beeinflussen die Körperform und stabilisieren die Oberflächenstruktur.

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Ingrid Golz, KLeine Variation, Flachspapier, Peddigrohr.
(Copyright+Foto: Ingrid Golz)

So entstehen auf der Innen- und Außenseite der Papierkörper eine Vielfalt an linearen Strukturen, Faltungen und Formenkontraste.
Hängen diese Papierskulpturen im Raum, so drehen sie sich bei Luftzirkulation um die eigene Achse und ein bizarres Licht- und Schattenspiel entsteht, das sich bei gezielter Beleuchtung intensiviert.
Die über den Papierrand hinausragenden Peddigrohrfasern unterstreichen die Dynamik dieser Objekte.

Die einander ergänzenden Begriffe ‚Fläche und Raum‘. ‚Licht und Schatten‘, ‚Stillstand und Bewegung‘ gehören zu meinem bildnerischen Konzept.
(Zitat Ingrid Golz)

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Ingrid Golz, Variation IV, Baumwollpapier, Peddigrohr.
(Copyright+Foto: Ingrid Golz)

Spannend sind diese Papierobjekte – Ausdruck nicht in Gänze zu kontrollierender Eigendynamiken des Materials, die im Endstehungsprozess mitgedacht werden müssen…
„Absichtsvolle Zufälle…“

Frei im Raum gehängt sind die Licht und Schatteneindrücke vielfältig – als Gruppe versetzt untereinander sieht es spannend aus bei großer Raumhöhe, wie in Altbausalons oder lichten Treppenhäusern und Entrees, aber auch auf Sockel gestellt entfalten die Skulpturen ihren besonderen Reiz.

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Noch bis zum 14 November im CRAFTkontor….