Juliane Herden – Porzellan

Nach dem Studium an der Kunsthochschule, der berühmten „Burg Giebichenstein“ in Halle an der Saale von 1999 bis 2006, einer spannenden Zeit voller Eindrücke und Außeinandersetzungen mit den verschiedensten Themen und Inhalten, ist Juliane Herden nun seit 11 Jahren im eigenen Atelier tätig.

Sie konzentriert sich auf das Thema „Gefäß“ und fühlt sich dadruch geerdet. Sie sieht diese Konzentration nicht als Einschränkung, sondern als Beruhigung.

Juliane Herden, Gefäß- und Schalengruppe aus farbigen Porzellanstreifen gebaut; Porzellan. (Copyright u. Foto J. Herden)

Juliane Herden, Gefäß- und Schalengruppe aus farbigen Porzellanstreifen gebaut; Porzellan. (Copyright u. Foto J. Herden)

Ihre tägliche Arbeit ist eine Auseinandersetzung mit Formen, Farben und Strukturen. Flächen werden erweitert, addiert, Farbigkeiten ausgelotet, Balancen gesucht zwischen Strenge und Leichtigkeit.

Ich arbeite mit einer Porzellangießmasse. Diese Grundmasse wird, versetzt mit verschiedenen keramischen Farbkörpern, gleichzeitig als Porzellanengobe von mir genutzt. Da meine Gefäße nur innen transparent glasiert werden – außen bleibt der geschliffene, pure Porzellanscherben – wirken Sie trotz aller Farbigkeit leicht mattiert.
Ich mag klare Farben, aber sie dürfen nicht laut sein, meine Gefäße sollen kein schrilles Kleid bekommen. Was man sieht, ist ihre Haut, kein Kleidungsstück.

Die Entscheidung für eine bestimmte Farbe fällt auch ganz am Anfang –
ich bemale keine fertige Form, sondern baue vielmehr meine Formen aus vorbereiteten farbigen Porzellanplatten.

Juliane Herden, Vasen/Gefäße aus farbigen Porzellanplatten gebaut; (Copyright u. Foto J. Herden)

Juliane Herden, Vasen/Gefäße aus farbigen Porzellanplatten gebaut; Porzellan;
(Copyright u. Foto J. Herden)

Die flüssige Gießmasse wird auf Gipsplatten gegossen und mit einer zusätzlichen Porzellanengobenschicht versehen.
Die Gipsplatte zieht die Feuchtigkeit aus der Masse, das heißt nach einer Weile habe ich eine einseitig farbige Porzellanplatte, die fest genug ist, um zugeschnitten (z.B. in farbige Streifen), gerissen oder frei weiter verarbeitet werden zu können, gleichzeitig aber noch flexibel genug ist, um verformt zu werden (biegen in Zylinderform etc.)
Das Zeitfenster in dem ich die Platten verarbeiten kann, bevor sie zu trocken und brüchig werden, ist recht klein; ich muss also zügig arbeiten, spätere Korrekturen sind nicht möglich.
Korrektur erfolgt also eigentlich nur durch die Veränderung am nächsten Gefäß, dann am nächsten und so fort.
Ich würde sagen, dass ich eher intuitiv arbeite, beim konkreten Aufbau der Form vertraue ich Hand und Bauch. Auge und Kopf sind danach gefragt – ist das stimmig was da steht? Was stimmt nicht? Was kommt in den Ofen, was wird wieder „eingestampft“…

Juliane Herden, Vasen/Gefäße mit gerissenen, gebauten, farbigen Rändern; Porzellan; (Copyright u. Foto: J. Herden)

Juliane Herden, Vasen/Gefäße mit gerissenen, gebauten, farbigen Rändern; Porzellan; (Copyright u. Foto: J. Herden)

Schon im Werkstattregal, aber auch am Marktstand oder in der Galerie neige ich dazu meine Gefäße zu Gruppen zu stellen, mindestens Paare, gern auch Dreier- Vierergruppen. Ich mag das Bezugnehmen aufeinander, die Spannungen und Harmonien die so entstehen.

Ich denke schon, dass man bei mir von einem Arbeiten in Serien sprechen kann. Nicht im Sinne von seriell wiederholten Dingen, man könnte eher sagen, es gibt eine Anzahl Themen die ich mit verschiedenen Gefäßen umkreise und versuche einzufangen.

Unter Thema verstehe ich hier grundsätzlich formale Dinge, also verschiedene Aufbautechniken, Entscheidungen für bestimmte Farbräume und Klänge.

Skizzen mache ich eigentlich kaum. Es gibt auch nicht das endlose Grübeln und Brüten über dem leeren Arbeitsplatz bis dann plötzlich eine neue zündende Idee, perfekt im Kopf entstanden ist.
Eher ist das ein ständig mäandernder Arbeitspfad mit zahlreichen Abzweigungen, Haupt- und Nebenstraßen, natürlich leider auch Sackgassen…

Ich habe ein Gefäß im Regal stehen, mit dem ich eigentlich zufrieden bin, aber: vielleicht könnte man das größer machen, die Proportionen zueinander ändern, vielleicht doch eine geschlossenere, entschiedenere Form, vielleicht doch ein offenerer Abschluss, ein anderer Farbklang, eine klare Entscheidung für Schwarz/Weiß u.s.w.

Das Problem ist für mich nicht die Ideenfindung, sondern die Entscheidung und Konzentration auf einen Abzweig und das Verschieben oder Unterlassen anderer.

Wenn die Entscheidung für ein bestimmtes Thema gefallen ist, also bspw. die Kombination verschiedener monochromer Farbflächen in verschiedenen Grautönen zu relativ, klaren, geometrischen Gefäßen , arbeite ich meist mehrere Tagen daran.
Nach ein paar Wochen und dem nächsten Brand mit neuen Ergebnissen, kommt wieder ein Schwung Gefäße zu diesem Thema in dann leicht veränderter Form.

So verändern sich die Themen meiner Arbeit unmerklich aber unablässig. Motor ist nicht eigentlich die Idee sondern das Arbeiten und Probieren an sich.“
(Zitat Juliane Herden)

Dieser Einblick in die doch komplexe Arbeitswelt der Keramikerin macht deutlich, wie intensiv sie sich mit dem Thema „Vase“, „Gefäß“ auseinandersetzt.
Sie mag das Endprodukt als Kunstobjekt , aber besonders auch die Nutzbarkeit, die Funktion:
„Ich mag beide Aspekte und glaube und hoffe, dass sie sich nicht gegenseitig ausschließen. Die Kategorie Kunst ist ein großes Kompliment, über das ich mich natürlich sehr freue, letztlich kann ich daruas schließen, dass den Arbeiten ein Durchdacht sein zugestanden wird, dass sie für sich allein bestehen läßt.
Andererseits finde ich den Gedanken reizvoll, dass jemand mit meinen Arbeiten in ein gespräch tritt, es in seine persönliche Welt einläßt, nutz und im Falle einer Vase erweitert durch ein Hinzutun von Form und Farbe – nichts anderes sind Blumen ja. In diese Sinne wohnt Gefäßen eine Sinnhaftigkeit und ein Kommunikationswille inne, den ich liebe.“ (Zitat Juliane Herden)

Juliane Herden, Vase als Objekt oder als Vase, farbige Porzellanplatten, gebaut; Porzellan (Copyright u. Foto: J. Herden)

Juliane Herden, Gefäß als Objekt oder als Vase, farbige Porzellanplatten, gebaut; Porzellan (Copyright u. Foto: J. Herden)

Das Craftkontor versammelt in der aktuellen Ausstellung einen schönen Überblick über mehrere Serienentwicklungen Vase/Gefäß und eine Reihe schöner Trinkbecher von Juliane Herden.

Juliane Herden, Bechergruppe, Porzellan, farbige Engoben; (Copyright u. Foto: Herden)

Juliane Herden, Bechergruppe, Porzellan, farbige Engoben; (Copyright u. Foto: Herden)

Herzlich willkommen. Ausstellung Bruch – Riss – Schnitt bis Ende Juni.

Achtung: Vom 27. Mai bis 3. Mai 2019 einschließlich geschlossen!