SCHMUCKZEIT IN MÜNCHEN

Von der INHORGENTA bis zur IHM, der Internationalen Handwerksmesse steht in jedem Frühjahr ganz München im Zeichen des Schmucks.
Eine Halle der seit 1974 renommierten Schmuckmesse INHORGENTA  ist den individuellen Gestaltern/Goldschmieden gewidmet.
Hier präsentieren die kleinen Werkstätten ihre ausgefallenen Objekte – leider in den letzten Jahren immer mehr vom edlen Kommerz in den anderen Hallen und auch im Konzept der Messe an den Rand gedrängt.

Ein wunderbares Sonderschmankerl war die Gast-Ausstellung der Silbertriennale, die hohe Positionen modernen Silberschmiedens bot, umrahmt von den Ständen junger, innovationsfreudiger Schmiede.

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(Fotocopyright, INHORGENTA München)

Zweite Sonderschau war die Ausstellung  des zum 6. Mal vom Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins ausgeschriebenen Preises für Junges Kunsthandwerk. Hier werden regelmäßig neue Talente entdeckt:

BKV-Preis 2011: Frauke Zabel, geb. in Hagen/Westfalen, lebt in München, Schmuck

Frauke Zabel Porträt einer Stadt(Foto: Karina Hagemann)
Begründung der Jury:

Den 1. Preis hat die Jury Frauke Zabel für ihre Schmuckserie „Porträt der Stadt“ zuerkannt. Auf die Situation der Stadt Halle an der Saale, wo sie an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein studierte, mit den in manchen Quartieren verfallenden Gebäuden ebenso Bezug nehmend wie auf den die Region lange Zeit prägenden Braunkohletagebau, hat die Preisträgerin aus dem dort gewonnenen Material Broschen und Anhänger von ausgereifter skulpturaler Form geschaffen.

„Wie schon in früheren Jahren bildeten die Schmuckgestalter das Gros nicht nur der Bewerber, sondern auch der Preisträger und Finalisten…Es bestätigt nur, dass das Schmuckschaffen innerhalb des Kunsthandwerks die wichtigste Rolle spielt, und könnte die Vermutung nahelegen, dass es die auf diese, Gebiet Tätigen anscheinend leichter haben oder zumindest größere Chancen für sich sehen als die Vertreter anderer Gewerke.
Aber auch die gibt es, und ihre Zahl hat sogar zugenommen.
Glas und Keramik, lange Zeit Stiefkinder in der Szene, melden sich mit interessanten Arbeiten zurück.

Auffällig ist der relativ hohe Anteil der Silberschmiede; sie stellen einen Preisträger und vier Finalisten.“(Peter Schmidt, aus: Kunsthandwerk und Design, 1/2012)

Stefan Strube, Trinkgefäße(Foto: Karina Hagemann)

2. Preis: Stefan Strube, geb. in Bremen, lebt in Hannover, Gerät.
Begründung der Jury:

Mit dem 2. Preis wird Stefan Strube für eine Serie von Trinkgefäßen ausgezeichnet, die traditionelle Silberschmiedekunst mit modernen Materialien und Techniken verbinden. Die Kostbarkeit und die einer langen Geschichte geschuldete Würde des Silbers steht in spannungsvollem Gegensatz zu dem in der aktuellen Architektur massenhaft verwendeten Beton. Indem Stefan Strube in diesem Material Plastikbecher, wiederum ein typisches Massenprodukt der schnelllebigen Konsumgesellschaft, abformt, spitzt er das dialektische Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart, Gebrauchsorientierung und Wertbeständigkeit weiter ironisch zu.

Während nun die Masse der Schmuckeinkäufer sich auf die Messe konzentriert, ist in den Galerie und Museen der Stadt München zeitgleich bis Mitte März zur IHM ein Schmuckmarathon wunderbarer Schauen für den umfassender Interessierten
zu sehen. Hier nur 2 Tips:

Bis 25. 02. 2012, MÜNCHEN
Ramon Puig Cuyàs „Net-Work Series – Subtle Architectures 2010-2012“
Galerie Biró, Zieblandstr. 19. www.galerie-biro.de

02. 03.–14. 04. 2012, MÜNCHEN
Michael Becker – Schmuck. Galerie für Angewandte Kunst, Bayerischer Kunstgewerbe-Verein. Pacellistraße 6-8. www.kunsthandwerk-bkv.de