Kleinode deutschen Kunsthandwerks – Wochenendtip

So wie es aussieht gibt es am langen Pfingstwochenende keine wirkliche Chance für Draußenaktivitäten.
Die beste Gelegenheit sich mal wieder unerwartete Preziosen in der Provinz anzusehen.

Das Neuwied (Rleinland-Pfalz) die Wiege der großen Ebenistenfamilie Roentgen ist, wissen vielleicht einige Möbelliebhaber.
Ihre wunderbaren und wandelbaren Luxusmöbel schmückten viele zeitgenössischen Herrscherhäuser und sind heute noch begehrte Sammlerstücke von Museen und Liebhabern.

Das Roentgenmuseum in Neuwied zeigt ständig eine schöne Auswahl.

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David Roentgen, Rollschrank (Foto: DRS, Neuwied)

Auf Youtube gibt es eine schöne Demonstration der feinsinnigen Machanik eines Rollschrankes des Metropolitan Museums New York zu sehen:
www.youtube.com/watch?v=bG8aDJPlSLU

Nun nimmt dieses Museum den 250 Gründungstag einer weiteren Manufaktur  zum Anlaß eine Doppelausstellung den Familien Roentgen und Stobwasser zu widmen.
Beide Familien gehörten ehemals den Herrenhuter Siedlern in Neuwied an und waren zudem zweifach durch Heirat verbunden.

„Die Kunsttischlerei Roentgen hatte sich 1750 in Neuwied niedergelassen und stellte europaweit begehrte Luxusmöbel, aber auch Kleinkunst wie zierliche Schatullen her.
Sigismund Stobwasser und sein Sohn Johann Heinrich dagegen waren 1763 dem Ruf des kunstsinnigen Herzogs Karl I. nach Braunschweig gefolgt, wo Johann Heinrich mit der kaufmännischen Unterstützung des Vaters die „Fabric von lakirten Waren“ eröffnete.“ (GA Bonn, Angelika Storm-Rusche, 17.5.2013)

Heute kennt man kaum noch das wunderbare Wort „Galanteriewaren“, aber genau solche Stücke waren die delikaten Produkte einer immer größer werdenden Manufaktur der Stobwassers: Kästchen, Tabletts, Schnupftabackdosen und vieles mehr.

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Stobwasser, Die Gemäldekenner, Dose, Lack (Foto: Richard Borek-Stiftung, Braunschweig)

Als Werkstoff dienten Papiermachee, gewalztes Eisenblech, Holz und ein fast mit alchimistischen Fähigkeiten entwickelter Lack aus geriebenem Bernstein und Kobaltharz, der die Kleinodien feuer- und wasserrestitent machte.

In Hochzeiten der Manufaktur malten bis zu 40 freie und angestellte Maler nach berühmten Vorbildern oder eigenem Entwurf diese kleinen Kunstwerke.

Die Zusammenschau dieser 2 hochkarätigen Kunsthandwerkerfamilien , die in ihren Produkten zeitbedingt den Stilwechsel vom Rokoko zum Klassizismus vollzogen ist wunderbar anzuschauen.

Bis zum 18. August 2013:
Roentgen-Museum
Raiffeisenplatz 1
56564 Neuwied

Di – Fr 11 – 17 Uhr.
So 14 – 17 Uhr