Der jährliche Eintages-Trip zur ORIGIN nach London….

Einmal im Jahr stellen über 200 „craftspeople“ aus Groß Brittanien mit ein paar Festlandsgästen unter dem Titel „ORIGIN“  in London aus. Diese Jahr zum ersten Mal nicht im Innenhof des Somerset-House, einer wirklich schönen Lokation dafür, sondern in den „Old Spitalfields Market“ Hallen. Neuer Ort, neuer Zusammenhang…jetzt gehört die ORIGIN, veranstaltet vom englischen CraftsCouncil, zur Großveranstaltung des London Design Festival und das versprach eine zusätzliche neue Publikumsgruppe.

Der Auftritt der Veranstaltung ist gleichgeblieben: in einer temporären Leichtbaukonstruktion mit Außenfarbe Origin-Magenta und Innen leider wieder sehr kleinen weißen Boxen für jeden Kunsthandwerker. Da kommt gerade ab der Mittagszeit intime Enge auf und nicht jedes Objekt hat Platz zu wirken.

Das Eigentliche aber, die Möglichkeit, geballt gutes englisches Kunsthandwerk zu sehen, zu fühlen und im Gespräch mit den „Makern“ zu erschließen, ist davon unbenommen ein sehr gutes Erlebnis!

In Realiter wollte ich Objekte sehen, die ich für Ausstellungsprojekte im nächsten Jahr vorgesehen habe und bislang nur von Fotos kannte: nichts ist besser, als die Originale in der Hand halten zu können. Aber auch Neuentdeckungen warteten…
Andrea Walsh

Andrea Walsh, deren erstaunliche Kombinationen von Porzellan und Glas mir schon lange ins Auge gefallen waren, präsentierte ihre neuen Objekte: „Faceted Boxes“: Porzellandöschen mit facettierten Glasdeckeln, jedes ein faszinierendes Kleinod!  Wunderbares Ergebnis ihrer Zusammenarbeit mit Bullseye Glass und der Porzellanmanufaktur Minton.

Mit Helen Beard traf ich eine liebe Bekannte, deren „bespoke“ Keramiken den Sommer über einen neuen Aufschwung nahmen, waren sie doch in der „Hand made in Brittain“- Ausstellung in Fortnums einer der Renner. CRAFTkontor-Kenner lieben Ihre liebevollen Aquarelle des Alltagslebens auf Gefäßformen.

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Freuen Sie sich auf das Frühjahr 2011, das neue Thema ab Februar zum 2. Leben der Dinge zeigt dann Gedrechseltes moderner Anmutung  von Sarah Thirlwell. Sie drechselt aus recykeltem Kunststoff gebrauchter Kunststoffbecher, leuchtendem Acryl, Leder und Holz wunderbar handschmeichlerisch pummelige Formen.

Richtung Herbst 2011 soll es dann etwas konstruktiver architektonischer im CRAFATKontor werden. Gerade im Bereich Schmuck war auf der Origin nicht so leicht etwas zu finden, da auch hier wie in Festland-Europa die jungen Schmuckgestalter eher auf dem erzählerischen Pfad der organischen Collage unterwegs sind.
Angela Fung und Tania Clarkehall arbeiten jedoch in die andere Richtung.

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Angela Fung gestaltet aus Edelstahl und beweglichen facettierten Steinen konstruktive „Perpetuo Mobiles“, Ringe und Armreifen, in denen durch die natürliche Bewegung der Trägerin, die Steine in Bewegung geraten. Dies in technisch anmutenden Formen, schlicht und schön.
Tania Clerk Hall

Tania Clarkehall arbeitet davon entgegen gesetzt mit dem organischen Material Leder, dem sie durch präzisen Lasercut und durchdachte Konstruktion zu erstaunlichen technoiden Schmuckformen verhilft.

Der Schmuck ist ein Bereich erzählenden Gestaltens. Es fällt mir immer wieder auf, das englische Kunsthandwerker und Textilgestalter zum einen  etwas „schräger“ gestalten, aber auch sehr narrativ arbeiten: Textilcollagen, Fundstückcollagen, „mixed media“-Schmuck… Man sieht diese Tendenz durch die Massenproduktion Asiensleider  langsam in den Mainstream aufgenommen und selbst mein Sommer-Besuch in Kopenhagen, der immer in Kontrast zum herbstlichen Londontrip in Bezug auf die traditionell nordische Schlichtheit stand, zeigte diese Richtung.

Es ist abzuwarten, in welche Richtung die Weiterentwicklung des Kunsthandwerks strebt und zu hoffen, dass die Plagiatoren auf vielen Augen blind für neue Faszinationen sind.
Mit dieser leicht philosophischen Note soll es genug sein von der diesjährigen Origin.
Freuen Sie auf die Früchte der Sichtung im nächsten  Jahr in der Galerie…