„Von den Bauhausfrauen der Weberei sind bedeutende Impulse sowohl für eine individuelle textilkunst als auch für das Industriedesign der Moderne ausgegangen, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Ländern wie der Schweiz, England, israel und den USA.
Da das Weben (…) die am höchsten industrialisierte textile Technik war, bot es für die Ziele des Bauhauses beste Voraussetzungen.
Begünstigt durch einen denkbar unsystematischen Unterricht entstanden dort durch ständiges eigenes Ausprobieren Arbeiten mit vollkommen neuen Mustern, Form- und Farbkombinationen  aus den grundformen Dreieck, Kreis und Quadfrat, den Grundfarben gelb, Rot und Blau  oder auch Streifenmuster in Schwarz-Weiß-Abstufungen“
(Zitat: Ulrike Müller, Bauhausfrauen, Sandmann/Inseltaschenbuch; S. 36)

In Zusammenarbeit mit den Nachkommen der Bauhausweberin Gunta Stölzl, die ab 1925 faktisch die Weberei leitete und ab 1927 Jungmeisterin war, den Bauhausmuseen und den englischen Weberinnen Herriet Wallace und Emma Sewell, ist zum 100. Geburtstag des Bauhauses ein Stölzl-Entwurf wieder aufgelegt worden: eine Decke, die für das Prellerhaus gewebt worden war.

Hist. Foto der Prellerdecke Entwurf Gunta Stölzl; Copyright: Bauhausarchiv)

Historisches Foto der Prellerdecke, Entwurf Gunta Stölzl;
(Copyright: Bauhausarchiv)

Wallace und Sewell, Designerinnen und arrivierte Weberinnen in London, die auch schon für London-Transport (=die Untergrundbahn) strapazierfähige Sitzpolsterstoffe entwickel haben, modifizierten diesen Entwurf von Gunta Stölzl in Absprache mit den heutigen Bauhausverantwortlichen und brachten 3 neue Farbstellungen für dieses Jahr heraus, die letztendlich in Yorkshire gewebt wurden.

Zwei davon sind exklusiv im CRAFTkontor zu sehen und zu erwerben.


Wallace&Sewell, Stölzldecke, Merinowolle; (Copyright : Wallace&Sewell)
Wallace&Sewell, Stölzl-Decke, Merinowolle;
(Copyright : Wallace&Sewell)

Wallace&Sewell, Stölzl-Decke, 2. Farbstellung; Merinowolle; (Copyright: Wallace&Sewell)
Wallace&Sewell, Stölzl-Decke, 2. Farbstellung; Merinowolle;
(Copyright: Wallace&Sewell)

„wir wollten lebendige dinge schaffen für unser heutiges dasein, für eine neue lebensgestaltung…vor uns lag eine riesiges experimentiertfeld. es galt unsere vorstellungswelt zu präzisieren, unsere erlebnisse zu gestalten durch material, rhythmus, proportion, farbe und form,“
Zitat: Gunta Sötlzl rückblickend über die Weimarer Bauhauszeit in:
„Bauhaus. Zeitschrift für Gestaltung“, 2. Juli 1931.

Was uns heute wie selbstverständlich modernes Design vorkommt, war in der Zeit zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg, vor dem Hintergrund der allgemein vorherrschenden schweren Möbel und dunklen schweren Stoffen der Gründerzeit, überraschend leicht und avantgardistisch streng.

 

Quer durchs Land wird 100 Jahre BAUHAUS begangen – nein, nicht die Baumarktkette, sondern die wunderbare experimentelle visionäre Ausbildungsstätte in Weimar, später Dessau und Berlin, die so viele gestalterische und gesellschaftliche Fragen aufgebrochen hat und ohne deren Ansätze das Design, die Architektur und das Kunsthandwerk heute nicht das wären, was sie sind (sehr verkürzt umschrieben…).

Zur Annäherung oder Vertiefung an das Thema kann man eine Auswahl der vielen Ausstellungen besuchen, die neuen Museen besichtigen, die für eine Spielfilmserie nicht schlecht recherchierte ARTE-Serie ansehen und eine Menge guter Literatur finden.

Eine kleine Präsentation zum Thema gibt es im CRAFTkontor zu sehen:

Einladungskarte CRFTkontor (Copyright: CRAFTkontor, Wallace&Sewell, Tanja Möwis, Ulrike Isensee)

Einladungskarte CRAFTkontor (Copyright: CRAFTkontor, Wallace&Sewell, Tanja Möwis, Ulrike Isensee)

Ausgangspunkt waren die Wandobjekte, die die Hamburger Weberin Ulrike Issensee für den Hamburger Architektursommer und das BAUHAUS Jubiläum 2019 geschaffen hat.
3 Paneele der Serie „Vernetzt- eine Hommage an die BAUHAUS-Weberinnen“ sind im CRAFTkontor zu Gast:
„Am Bauhaus wurde die textile Flächengestaltung revolutioniert und nachhaltig modernisiert. Da den weiblichen Studierenden nach dem Grundstudium die Textilwerkstatt nahe gelegt wurde, gab es dort fast ausschließlich Frauen. Für mein Projekt habe ich mir vorgenommen, ausgewählte Arbeiten von Anni Albers, Gunta Stölzl, Ruth Hollos und anderen mit zeitgemäßen Techniken und Materialien neu zu interpretieren…

Ulrike Isensee, Wandobjekt "Hommage an Gunta Stölzl"; Folien auf Leinengewebe; (Copyright: Isensee / Foto: Craftkontor)

Ulrike Isensee, Wandobjekt „Hommage an Gunta Stölzl“ im CRAFTkontor; Folien auf Leinengewebe; (Copyright: Isensee / Foto: Craftkontor)
Schon seit Beginn meiner eigenen Webtätigkeit in den frühen 1980er (Jahren ist das Bauhaus Thema für mich). Eine strenge geometrische Formgebung ist prädistiniert für den Einsatz in gewebten Stoffen, da auch die Fadenverkreuzungen von Kette und Schuss im rechten Winkel zueinander verlaufen.
Mit Hilfe der Intarsienweberei habe ich Schals mit eingewebter graphischer Flächenaufteilung geschaffen. In meinen neuen Assemblagen, Wandobjekten und Raumteilern finden sich Zitate der gestalterischen Grundlagen des Bauhauses. Dabei montiere ich geometrische Flächen aus unterschiedlichen Materialien auf ein feines Gitternetz…

Ulrike Isensee, Wandobjekt "Hommage an Gunta Stölzl", Detail; Folien auf Leinengewebe; (Copyright: Isensee / Foto: Craftkontor)

Ulrike Isensee, Wandobjekt „Hommage an Gunta Stölzl“, Detail; Folien auf Leinengewebe; (Copyright: Isensee / Foto: Craftkontor)

Ulrike Isensee, Wandobjekt "Hommage an Anni Albers"- Detail; Zellophan und Leinen (Copyright: Isensee / Foto: vierfotographen)

Ulrike Isensee, Wandobjekt „Hommage an Anni Albers“- Detail;
Zellophan und Leinen (Copyright: Isensee / Foto: vierfotographen)

Das erste Projekt im Rahmen meiner Bauhaus-Hommage bezieht sich auf die Webarbeiten, die Anni Albers in Dessau selbst gefertigt hat und die sich stark an der strengen Formgebung des Bauhauses orientiert.
Anni Albers Abschlussarbeit war ein Spannstoff aus Cellophan und Baumwolle für die Fenster einer Aula. Durch die innovative Kombination der Materialien war diese Stück damals bahnbrechend.
Mich faszinieren ihre webtechnischen Experimente mit denen sie Neuland betrat.
(Zitat Ulrike Isensee aus ART AUREA 1/2019)

Ulrike Isensee, Schalobjekt, Leinenstoffe auf Leinenraster; (Copyright:Isensee)

Ulrike Isensee, Schalobjekt, Leinenstoffe auf Leinenraster; (Copyright:Isensee)

Neben diesen spannenden Wandarbeiten sind in der Ausstellung viele schöne Beispiele der experimentellen Schals (s.o.), aber auch klassische Webschals Ulrike Isensees aus Seide zu sehen.

 

Spätsommer ist immer die Zeit des Staatspreises für Kunsthandwerk in NRW.
Aus 381 Bewerbungen hat eine Fachjury 128 Arbeiten in die engere Auswahl für den Preis „Manufactum“ genommen.
Von den KünstlerInnen, die Sie aus dem CRAFTkontor kennen, sind z.B.
Heidi Schulze-Merian mit avantgardistischem Glasschmuck:

Heidi Schulze-Merian, Kollier aus dichroitischem Glas und Silber, Foto+Copyright Schulze-Merian

Heidi Schulze-Merian, Kollier aus dichroitischem Glas und Silber, Foto+Copyright Schulze-Merian

Hilde Janich mit ihrem wunderbar leichten Pergamentschmuck:

Hilde Janich 1100

und Annette Rawe mit einem Mobilee vertreten:

Annette Rawe, Mobile "Leaves" rot, Papier und Edelstahl;

Annette Rawe, Mobile „Leaves“ rot, Papier und Edelstahl;

Dieser alle zwei Jahre stattfindende Wettbewerb, in dem das Land NRW seine besten Vertreter und Vertreterinnen im Bereich der Angewandten Kunst kürt, findet in diesem Jahr bereits zum 29. Mal statt und zum dritten Mak ist das Museum für Angewandte Kunst Köln Gastgeber der zugehörigen Ausstellung.

Wilfried grootens, W.T.S.B.B. , Kategorie Skulptur; Glas. Fotocopyright: Jennifer Braun

Wilfried Grootens, W.T.S.B.B. , Kategorie Skulptur; Glas.
Fotocopyright: Jennifer Braun

Zum Wochenende ist Regen angekündigt: die Ausstellung ist eine gute Gelegenheit, ästhetische Objekte des Kunsthandwerks in einer großen Bandbreite zu sehen.
Unvergleichlicher Schmuck, beeindruckende Skulpturen, ausgefallene Möbel, außergewöhnliche Wohnaccessoires, künstlerische Medien, individuelle Kleidung und Textilien – aus diesen Kategorien werden die Sieger gewählt. (Text und Infos: MAK, Köln)

Preisträger 2019:


KLEIDUNG & TEXTIL
Veronik Moos
Bergisch-Gladbach
www.veronika-moos.de


MEDIEN
Dirk Krüll
Düsseldorf
www.dirkkruell.de


MÖBEL
Hans Paul Pümpel
Aachen
hanspaulpuempel©gmail.com


SChMUCK
Andrea Schmidt
Dortmund
www.andrea-schmidt-anders.de

 SKULPTUREN
Claudia Merx


WOHNEN
Maria Wieding-Kalz
Rosendahl-Holtwick
www.mhw-keramik-wieding.de

 MAK, Museum für Angewandte Kunst Köln
An der Rechtschule
50667 Köln

Dienstag bis Sonntag 10 – 18 Uhr
Montag geschlossen
bis 13. Oktober 2019
www.staatspreis-manufactum.de