Liebe Leserinnen und Leser des CRAFTkontor Blogs,
seid 2010 folgen Sie mir, den Gestaltern des CRAFTkontor und den Neuigkeiten aus der bunten Welt des Kunsthandwerks mit Interesse und ich bedanke mich an dieser Stelle sehr herzlich dafür.

Die Galerie CRAFTkontor in Bonn, Bad Godesberg

In nächster Zeit steht eine kleine Änderung an, die mit dem Host dieses Blogs zu tun hat:
blog.de schließt zum 15. Dezember und unterstützt die dort beheimateten Blogs, wie den des CRAFTkontors, nicht mehr.

Im Moment ziehe ich mit den kompletten Daten dieses Blogs um und werde Ihnen rechtzeitig Bescheid geben, unter welcher Adresse Sie dann NEU den Blog weiterlesen können.
Ihnen werden keine Einträge verloren gehen!
Wenn Sie den Blog abonniert haben, schließen Sie bitte das Abo!

Es sieht so aus, als wenn mein netter Computersupporter
(herzlichen Dank Herr Cl.)
den Anschluss auch zu Dezember hin bekommt…

An dieser Stelle bekommen Sie bald die neue Adresse mitgeteilt oder unter dem Knopf „Blog“ meiner Website www.craftkontor.com geht es zur neuen Adresse weiter…

Vorher kommt aber mindestens noch ein Beitrag zu den Vorbereitungen des Weihnachtsshoppings im CRAFTkontor;)

Bleiben Sie mir und dem Kunsthandwerk gewogen!

An diesem Wochenende ist es wieder so weit:
Gestern eröffnete die renommierte GRASSI-MESSE, die Verkaufsmesse für angewandte Kunst und Design in Leipzig mit der Preisverleihung des GRASSI- Preises ihre Pforten.
Einige Male habe ich schon über diese Messe geschrieben, die für uns Galeristen, aber auch für alle Interessierten an angewandter Kunst und Kunsthandwerk auf internationalem Niveau ein MUSS ist.
Natürlich liegt für uns Rheinländer Leipzig nicht um die Ecke, ist aber grundsätzlich eine Reise wert und mit seiner sehr lebhaften Kulturszene, dem parallel stattfindenden DesignersOpen und der zum Kunstmekka umgebauten Baumwollspinnerei (Stichwort Neo Rauch) voll anziehender Ziele!

Die Preisträger des GRASSI-Preises diesen Jahres sind:
Sophie Baumgärtner – Schmuck;
Kang Kiko – Keramik;
Christine Matthias – Schmuck;
Robert Hahn – Möbel
UND
Elke Sada – Keramik.


Elke Sada, Hallstatt-Gefäß, Keramik, freie Engobenmalerei.  (Copyright Elke Sada)

Herzlichen Glückwunsch allen Preisträgern, aber ganz besonders Elke Sada,
der bewunderten Protagonistin der diesjährigen Frühjahrsausstellung im CRAFTkontor…. so nah sind wir am Puls der Zeit !

Und nun auf den Weg Richtung Leipzig…!
www.grassimesse.de

Papierschmuck in einfacher Weise ist uns sicher schon auf diversen Märkten begegnet: mit Papieren, z.B. Comics, beklebte Perlen oder aus Papierstreifen gewickelte Perlen…
Aber auch die Avantgarde der Schmuckkünstler beschäftigt sich mit diesem nachhaltigen Material.

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Susanne Holzinger, Armreif, Papier, geschichtet, geschnitzt;
(Copyright+Foto: Holzinger)

Susanne Holzinger ist schon lang von Papier fasziniert.
Da für sie Schmuck skulpturelle Kunst in den Grenzen von Tragbarkeit, Volumen und Stabilität ist, stellte sie natürlich auch dem Papier die Frage der Schmuckmöglichkeit.
„Durch das geschichtete Verleimen von Einzelpapieren habe ich ein holzähnliches Material geschaffen, das diese Kriterien erfüllt.

Meine Absicht war es, Schmuck zu machen, der nicht nur optisch interessant ist, sondern das Verlangen weckt, ihn zu spüren und zu be-greifen.
Mit den Augen läßt sich ein ästhetischer Genuss nur suggerieren, den wir durch Ertasten der Wölbungen, Kanten und Flächen empfinden.

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Susanne Holzinger, Armreife, Papier, geschichte, geschnitzt;
(Copyright+Foto: Holzinger)

Die Oberfläche der Armreife ist warm, trocken und weich und die holzähnliche handschmeichelnde Form lädt dazu ein, den Schmuck auch haptisch wahrzunehmen.
Eine Inspiration von der Natur und abstraktem Formenspiel…

Durch das Schnitzen des (vorbereiteten) Papierblocks beeinflusse ich die Linienführung der farbigen Maserung um die organische From.
Mit jedem Schnitt führe ich die Linien in eine andere Richtung, so dass man von ‚Zeichnen mit dem Messer‘ sprechen könnte.

Der Designprozess basiert auf meinem ästhetischen Empfinden der Fläche durch das immerwährende Abtasten der Form während des Schnitzens.
Somit ist jedes Stück in Form und Farbensprache einzigartig und kann nicht dupliziert werden.“ (Zittat S. Holzinger)

Die entstehenden Armreife sind haptische Handschmeichler durch ihre Form und auch das angemessene Gewicht der Papiermasse.

Der Arbeitsprozess des Schnitzens wiederum brachte ein augenschmeichlerisches „Abfallprodukt“, den farbigen Papierstaub hervor,
der bei jedem anderen Gestalter sicherlich im Papierkorb gelandet wäre –
nicht so bei Susanne Holzinger:

„Beim Aufkehren fand ich den schönen Papierstaub zu schade um ihn wegzuwerfen und habe ihn farbsortiert aufbewahrt, gesiebt und zu Anhängern, Ansteckern und Ohrschmuck mit dem Titel „Papierstaub“ verarbeitet.

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Susanne Holzinger, Schmuckobjekte, Papierstaub, in Form kaschiert; (Copyright+Foto: Holzinger)

Der Staub wird in vielen Schichten kaschiert und in Form stabilisiert.
So entstehen leicht filigrane, aber stabile und tragbare SchmuckObjekte subtiler Farbigkeit.“ (Zitat: S. Holzinger)

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Susanne Holzinger, Anstecker, Papierstaub, in Form kaschiert; (Copyright+Foto: Holzinger)

Hier wird das Recycling eines Abfallproduktes zum Upcycling, wird Wegwerfmaterial zu nachhaltig gedachtem Avantgardeschmuck.

Ein Arbeitsansatz der Susanne Holzinger den Bayrischen Staatspreis und Stipendien der Danner-Stiftung eingebracht hat und ihre Arbeiten in viele Schmucksammlungen der Welt geführt haben…

Zur Zeit in der Papierausstellung im CRAFTkontor vertreten!

Die 2. Künstlerin, die ich Ihnen im Rahmen der „Paper and more…“-Ausstellung im CRAFTkontor vorstellen möchte, geht als Graphikerin eigentlich schon lange mit dem Material Papier ganz selbstverständlich um.

Ingrid Golz aus Bergisch Gladbach arbeitet jahrelang an Radierungen – prüft dafür geeignete Papiere – schöpft letztendlich Papiere selbst und entdeckt dabei, wie spannend der Wechsel vom zweidimensionalen Drucken zum dreidimensionalen plastischen Arbeiten ist.

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Ingrid Golz, Papierobjekt, Variation III, taugeröstetes Flachspapier Peddigrohr.
(Copyright+Foto: Ingrid Golz)

AUFBRUCH – dieser Begriff steht ganz konkret für  die Entwicklungen, die Ingrid Golz in ihrer Arbeit macht.
„Eigentlich auf der Suche nach einem neuen Papier für ihre Druckgraphiken, entdeckte Golz die besonderen Eigenschaften von Flachspapier.
„Taugerösteter Flachs“ ein wunderbarer poetischer Ausdruck für ein sehr prosaisches Verfahren, bei dem taufeuchter, auf dem Feld gebündelt liegernder Flachs wiederholt in der Sonne trocknet und anschließend mittels Wasser zu Papierbrei (der sogenannten Pulpe) vermischt und zu handgeschöpften Papierbögen verarbeitet wird….“ (Zittat Kunsthistorikerin Doris Hensch 2013, Kunsthaus Kieser)

Ingrid Golz sagt selber, wie erstaunlich beeindruckend sie das Schrumpfungspotential des Rohpapiers fand:
„Zwischen selbst geschöpften (noch nassen) Papierbogen aus Flachs- (oder Baumwoll)fasern füge ich Peddigrohr ein.
Im anschließenden Trocknungsprozess schrumpft das Papier auffallend stark und die gezielt eingefügten Peddigrohrfasern (und Abschnitte) halten dagegen, beeinflussen die Körperform und stabilisieren die Oberflächenstruktur.

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Ingrid Golz, KLeine Variation, Flachspapier, Peddigrohr.
(Copyright+Foto: Ingrid Golz)

So entstehen auf der Innen- und Außenseite der Papierkörper eine Vielfalt an linearen Strukturen, Faltungen und Formenkontraste.
Hängen diese Papierskulpturen im Raum, so drehen sie sich bei Luftzirkulation um die eigene Achse und ein bizarres Licht- und Schattenspiel entsteht, das sich bei gezielter Beleuchtung intensiviert.
Die über den Papierrand hinausragenden Peddigrohrfasern unterstreichen die Dynamik dieser Objekte.

Die einander ergänzenden Begriffe ‚Fläche und Raum‘. ‚Licht und Schatten‘, ‚Stillstand und Bewegung‘ gehören zu meinem bildnerischen Konzept.
(Zitat Ingrid Golz)

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Ingrid Golz, Variation IV, Baumwollpapier, Peddigrohr.
(Copyright+Foto: Ingrid Golz)

Spannend sind diese Papierobjekte – Ausdruck nicht in Gänze zu kontrollierender Eigendynamiken des Materials, die im Endstehungsprozess mitgedacht werden müssen…
„Absichtsvolle Zufälle…“

Frei im Raum gehängt sind die Licht und Schatteneindrücke vielfältig – als Gruppe versetzt untereinander sieht es spannend aus bei großer Raumhöhe, wie in Altbausalons oder lichten Treppenhäusern und Entrees, aber auch auf Sockel gestellt entfalten die Skulpturen ihren besonderen Reiz.

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Noch bis zum 14 November im CRAFTkontor….