Der WERKRAUM Bregenzerwald in Andelsbuch;

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Werkraum Bregenzerwald, Architekt Peter Zumthor (Foto: Werkraum Andelsbuch)

Im Rahmen der Vorarlberger Architekturtage 16.- 18. Mai, möchte ich Sie auf einen weiteren besonderen Bau eines besonderen Architekten vorstellen.
Eine schöne und spannende Gegend hat einen Anziehungspunkt mehr…

2008 erhielt der renommierte Schweizer Architekt Peter Zumthor den direkten Auftrag zum Entwurf
eines Hauses für den Werkraum Bregenzerwald.

Peter Zumthor ist nicht nur ein international bekannter, sondern auch ein dem Handwerk außerordentlich verbundener Architekt.
Die Handwerker aus dem Bregenzerwald hat er beim Bau des Kunsthauses Bregenz (1990 – 1997) kennengelernt.

Seither arbeitet er eng mit Betrieben der Talschaft zusammen.
2006 war er Juryvorsitzender des Wettbewerbs „Handwerk+Form“.
Schon mit  dem Kunsthaus in Bregenz hat Peter Zumthor für das Land Vorarlberg und die zeitgenössische Kunst einen Ort geschaffen,
der weltweit Anerkennung findet.
Für die Kultur des Handwerks setzt er mit dem Werkraum Haus nun ein markantes Zeichen im Bregenzerwald.
Der visionäre Entwurf beruht auf zwei Grundgedanken.
Einerseits dient das besondere Gebäude als Versammlungsort und andererseits als große Vitrine
– als Schaufenster zur Handwerkskultur im Bregenzerwald.

Ausdruck dieser Idee sind ein weit ausladendes Dach aus Holz und eine Fassade aus Glas.
Die Trennung zwischen Innen und Außen ist aufgehoben, die Landschaft fließt durch das Haus hindurch.
Das Gebäude wurde von den Werkraum – Handwerkern selbst gebaut.
(Text: PR Werkraum Bregenzerwald)

„Peter Zumthor, einer der wichtigsten Architekten und gnadenlose Tiefenbohrer unserer Zeit… hat dem Holz, das er hier verwendet, alles Bodenständige, Erdverbundene, Dörfliche genommen. Es schwarz gefärbt, mit Lederbändern umwickelt und optisch von Gewicht befreit.
Herausgekommen ist ein Gebäude mit schlanken Stützen und einem weit auskragenden, schwebenden Kassettendach (…).
Eine gläserne Halle (…)

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Werkraum Bregenzerwald, Architekt Peter Zumthor (Foto: mkp-ing)

Es ist eine Ausstellungshalle im Format der Neuen Nationalgalerie in Berlin – eine Erinnerung an Mies van der Rohe…
Der rundum verglaste Werkraum funktioniert aber auch als Vitrine, in der Tischler, Schuster, Polsterer und Ofenbauer ihre besten Stcke einsortieren.
(…)
In Andelsbuch wollen sie das bewußtesein dafür wecken, was Handwerk (noch und wieder) ist.
Der Werkraum will zeigen, was einer kann, der Einzelstücke für den Gebrauch anfertigt.
Peter Zumthor formulier:“ Es ist ein Ausstellungshaus, und es musste eine städtische Eleganz haben. Es wäre falsch, würde man Handwerker reduzieren auf bodenständiges Handwerkerhäuserlezeugs.
Nein, die sind so, wie dieses Haus ist.
Die verdienen so etwas Großes“ “ (Laura Weissmüller, Feuilleton der Süddeutschen Zeitung 29. April 2014)

Welche Wertschätzung von guten Kunst-Handwerkern!

Mein Wochenendtip: Fahren Sie nach Karlsruhe.

Nicht nur Schlossanlage und Stadtgrundriss absolutistischer Prägung, sowie Landesmuseum und Zentrum für Medientechnologie sind einen Ausflug wert,
nein, an diesem Wochenende trifft sich die Creme der Kunsthandwerker auf der Messe Karlsruhe.

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350 jurierte Aussteller aus den Bereichen Angewandte Kunst und Design zeigen und verkaufen ihre Objekte auf der EUNIQUE 2014.
Die Sonderausstellung „Just Paper“ widmet sich in desem Jahr dem Material Papier.
Besonderes Gastland ist DÄNEMARK, eine Wiege guter Gestaltung.

Infos:

16. – 18. Mai 2014
Messe Karlsruhe
Messeallee 1
76287 Rheinstetten

täglich 11 – 19. Uhr
www.eunique.eu

 

Die neue Asstellung im CRAFTkontor zeigt, das URUSHI-Lackkunst für viele Besucher wenig bekannt ist.
Man kennt Exponate aus den asiatischen Museen oder aus dem gehobenen Asiatika-Handel,
aber dass eines der ältesten Luxus-Kunsthandwerke eine moderne Tradition und auch wieder europäische Lackmeister nach dem 17. Jahrhundert hat, ist nicht so bekannt.

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Heri Gahbler, Gefäßobjekt „Wandel“, Urushi-Lack, Blattsilber;
(Copyright: Heri Gahbler)

URUSHI – LACK

Das alte chinesische Schriftzeichen für LACK setzt sich aus dem Piktogramm für BAUM und dem für TROPFEN zusammen;
das japanische Wort URUSHI leitet sich vom Adjektiv SCHÖN (uruwashi) ab und beschreibt die ästhetische Qualtiät des Lacks;

Lack in unserem Zusammenhang bedeutet nicht ein Produkt der Chemieindustrie,
sondern ein seit Jahrtausenden bekannter kostbar rarer Baumsaft aus Ostasien;
(Selbst Schellack, das Produkt der Absonderungen von Schildläusen ist deutlich jünger);

Das Ernten des Baumsaftes erfolgt durch Einschnitte in Rinde und Bast und
die Rarität des Rohstoffes ist ablesbar am Jahresertrag eines 10-jährigen Baumes: kostbare 200gr –
da ist es nicht erstaunlich, dass es zu Hochzeiten des Lacks in Asien eigene Lackämter und auch eine Lacksteuer gab;

Aus dem Rohlack ist nach Klärung durch Pigmentbeimischung Farblack erzeugbar:
allein nur 5 Farben: Sonnenrot, Tiefschwarz, Grün, Gelb und Braun;
Versuche, weitere Farben zu mischen, führen unweigerlich zu trübem „Schmutzlack“;

Ausgehärteter Lack hat wunderbare Materialeigenschaften:
– er ist transparent und nach Politur hochglänzend;
– wasserundurchlässig und gegen Feuchtigkeit, Säuren, Alkalien und Alkohol in hohem Maße wiederstandsfähig, sowie antiallergisch;
– außerdem hält er Wärme gut,
d.h. Gefäße in Urushilack sind gut Nahrungsmittel geeignet!

Ausgangspunkt der Lackarbeiten sind Unterformen aus Holz, gefestigtem Textilgrund oder Papiermachee;

URUSHI- LACKkunst kommt historisch gesehen schwerpunktmäßig aus Japan, China und Korea mit wechselseitigen Einflüssen und sind weit vor der Zeitenwende durch Ausgrabungen nachgewiesen:
Die frühesten Funde stammen aus dem 5. Jahrhundert vor Chr. aus China;

Lack findet sich in der Architektur, bei Möbeln, Speisegerät und Dekorgegenständen….

Die Entdeckungsreisen der Portugiesen und Spanier nach Asien und im Anschluss daran die Handelsbeziehungen der Ostindienkompagnie brachten Urushi nach Europa
– zuerst als Geschenke an die Herrscherhäuser:
Lackarbeiten waren extrem kostbare Geschenke, exquisit und luxuriös – exotisch…

…und als normale Entwicklung, wenn etwas bei bedeutenden Menschen geschätzt wird und zum Prestige gehört, dann wird es populär:
Lack wurde auch in Adelshäusern gefragt und die steigende Nachfrage ließ die Asiaten extra Exportlacke herstellen.

Erneut vermehrter Bedarf führte zur LACKMODE:
Lackkabinette wurden neben Porzellankabinetten „state of the art“ jedes größeren Schlosses.
Im Nachgang der großen Nachfrage besonders im 16./17. Jahrhunderts fingen französische, deutsche und englische Kunsthandwerker an, sich im Lack zu üben oder mit minderen Materialien zu kopieren.

Das „weiße Gold“ Porzellan hatte ein Pendant,
das „schwarz (rote ) Gold“ des Lack.
Chinoiserien waren in!

Wie sehr man Lack schätzte, läßt sich daran ersehen, dass Martin Schnell, Lackkünstler für das „japanische“ Palais August des Starken, ein doppelt so hohes Monatsgehalt hatte wie Johann Friedrich Böttcher, der am gleichen Hof das europäische Porzellan entwickelte!

Die industrielle Herstellung von Lack bedrängte im Westen wie im Osten das technisch aufwendige, kostspielige Handwerk.

Erste Lackfabriken gab es ab 1844 z.B. in Köln.
Die Mechanisierung in der Herstellung führte zur Demokratisierung von Lackwaren
und heute sind einfach lackierte, gespritzte Gegenstände aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken.

Diese Art Lack hat aber mit Urushi-Lack nicht mehr im Mindesten zu tun…
Naturlack und Industrielack stehen sich gegenüber wie die Naturperle und die Kunstperle, die Seide und die Kunstseide…

Das alte Handwerk ging in Asien nicht ganz verloren und mittlerweile weiß man die extreme Kunstfertigkeit und Rafinesse handlackierter Objekte im Luxussegment wieder zu schätzen,
denn die Härte des Naturlacks, sein tiefer edler Glanz und die Wärme beim Anfassen sind unübertroffen.

Es gibt eine Fachschule für Lackkunst in Wajima, dem Lackzentrum Japans und in Europa in Barcelona eine gute Möglichkeit das Lackhandwerk zu studieren.

Um 1 Millimeter Lackschicht zu erhalten, müssen mehrere Schichten extremer Dünne aufgebracht werden,
da sich diese durch Zwischenschleifen und polieren immer wieder etwas minimieren.

Jede Schicht hat mindestens 1 vollen Tag Trocknungszeit.
Die Trocknung kann nur erfolgen in speziellen Trockenschränken bei definierter Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

Der Grundaufbau des Formrohlings aus Holz, Textil oder Papiermachee, deren Trocknungszeiten, bis zu 30 bis über 100 Lackschichten und ihre über 30 bis über 100 Tage Trocknungszeit – Zwischenschliffe, Poliertage, weitere Zwischenschliffe und weitere Polituren bedingen, das ein Urushi-Objekt Monate, manchmal Jahre der Entstehungszeit hat.

Ein weiterer Grund neben der Rarität des Rohlacks, der den Preis der Kunstwerke bestimmt…

HERI GAHBLER, der deutsche Lackmeister, dessen Arbeiten im Moment im CRAFTkontor zu sehen sind, hat dierkt in Wajima mehrere Jahre Lack studiert.
Seine Arbeiten fußen in der klassischen Tradition, zeigen aber auch viel weitergehende künstlerische Ansätze im Lack.

Gahbler ist einer von 3 europäischen Lackmeistern – ein Spitzenkunsthandwerker in einem wunderbaren Metier.

Sie wissen, gerade zeigen wir in der neuen Ausstellung Arbeiten in URUSHI-Lack, für den ganz im Besonderen der Einsatz von Zeit und Können entscheidend ist: sind doch die 30 bis über 100 Schichten Lack auf einem Objekt  weniger als 1 MM dünn und jede Schicht braucht mindestens 1 Tag Aushärtezeit im Klimaschrank, bevor sie ploliert oder geschliffen und dann erst mit einer weiteren Schicht überfangen werden kann.

Kaum eröffnet, landet mir das neue ART AUREA -Heft auf dem Schreibtisch, welches sich in dieser Ausgabe besonders mit der Perspektive der Handwerkskunst im 21. Jahrhundert beschäftigt…

Darin wird eine weitere neue Ausstellung besprochen und das möchte ich Ihnen nicht vorenthalten:

„Besondere Wertschätzung für Gestaltung

Qualität braucht Zeit.
Unter diesem Motto begann vor über 25 Jahren die Bewegung SLOW FOOD – gedacht als Gegenentwurf zu Fast Food und all seinen negativen Begleiterscheinungen.
Die Ausstellung SLOWCRAFT in der Reihe Ein()sichten des Design Center Stuttgart greift das Motto der Slow-Food-Bewegung auf.
Den Kuratoren Martina Dempf und Rene Lang geht es um eine neue Wertschätzung für künstlerische Handarbeit,
Wer hochwertige und nachhaltige Produkte selbst herstellt, ist mit dem aufwändigen Zeitfaktor des Entwicklungs- und Herstellungsprozesses befaßt.
Dies schließt auch die Suche nach den richtigen Konzepten, Ideen und Materialien mit ein, sowie die Hingabe des Künstlers an sein Werk.
Bevor ein Künstler oder Designer überhaupt an die Herstellung denken kann, sind jahrelange Ausbildung sowie ein hohes Maß an Kreativität, Fachkenntnis, Erfahrung und jahrelange Übung nötig.
Die Ausstellung SLOWCRAFT mit zehn ausgewählten GestalterInnen aus dem Textil- und Schmuckbereich zeigt hochwertige und nachhaltige Lösungen, die das Publikum zum nachdenken anregen soll“

Sie als Leser meines BLOGs über Kunsthandwerk wissen, das gerade dieses Thema der Wertschätzung von künstlerischer Handarbeit für uns Galeristen des Kunsthandwerk grundlegendes Thema ist und bleibt.
So lege ich Ihnen erneut die Erfahrung guten Kunsthandwerks im Gegensatz zu Massenwaren, diese Ausstellung und das neue ART AUREA Heft (www.artaurea.com) ans Herz.
!!

Infos zur Ausstellung:
12.06. bis 24.07. 2014
Design Center Stuttgart
Willi-Bleicher-Straße 19
70174 Stuttgart
www.design-center.de

Die lang angekündigte „Lange Nacht der Galerien“ in Bonn- Bad Godesberg hat in ihrem 2. Jahr den Erfolg  von 2013 weit übertroffen.

Bis tief in den Abend hinein bewegten sich gut gelaunte Menschentrauben durch den schönen Stadtteil und besuchten die verschiedenen Galerien – tauschten sich erfreut über ihre Erlebnisse aus und machten wunderbare Kunst-Erfahrungen.

Graphik, Design, Malerei und hier bei uns exklusives Kunsthandwerk boten wieder eine gelungene anregende Mischung.

Für uns begann der Abend mit der Eröffnung der neuen Ausstellung „KONTRAPUNKTE“:
URUSHI-LACK-Arbeiten von Heri Gahbler und
KERAMIKEN von Monika Debus.

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Dr. Uta Weigelt, Monika Debus, Annegret Portsteffen, Heri Gahbler bei der Eröffnung im CRAFTkontor (Foto: U.Schulz)

Die Lackspezialistin und freie Kuratorin Dr. Uta Weigelt führte vertiefend in das für viele unbekannte Thema des Luxusmaterials URUSHI-Lack ein.
Die Jahrhunderte alte asiatische Tradition wurde in Vergleich gesetzt mit der modernen Verwendung von Lack –
beide Strömungen in Vollendung gestaltet durch Heri Gahbler, einen von allein zwei Urushi-Künstlern in Deutschland.

Immens kunstvoll, unendlich ausdauernd, in tiefem Bewußtsein des raren Natur-Materials entstehen durch ihn exklusive Gegenstände und Wandobjekte.

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Wandobjekt, Urushi Lack, Heri Gahbler (Copyright: H. Gahbler)

In wunderbarem Dialog zu den hochglänzenden Lackarbeiten stehen die objekthaften Keramiken von Monika Debus.
Frei gestaltete Engoben-Oberflächen in reduzierten Tönen finden bei ihren Arbeiten die partnerschaftlich reduzierte organische Form.
Gestaltung und Volumen im Gleichgewicht…
Hier treffen sich in einer Künstlerin malerische und bildhauerische Talente zu großer Gestaltungskraft.
Nicht umsonst ist sie Trägerin des Westerwald-Preises und des Preises der internationalen Ceramic Biennale Taiwan.
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Monika Debus, Pokale, Keramik (Foto: Gal. Idelmann)

Es ist sehr anregend, zwei so verschiedene und doch harmonierende Gewerke in einer Ausstellung zu präsentieren.
Nutzen Sie die Zeit im Mai/Juni zu einem Besuch…

Herzliche Einladung!