Wer sie schon kennt, stimmt mir lebhaft zu,
wer sie noch nicht kennt, hat viel verpaßt:
die hübschen „Lebensgefährten“ aus der Werkstatt von Susanne Wetzel.

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Susanne Wetzel mit Filzviechern auf der Creativa in Dortmund (Foto Creativa)

Lebenskünstlerin und Puppenmacherin Susanne Wetzel schafft neue zeitgenössische Erdbewohner aus Vollfilz.
Lustig, manchmal leicht schräg und genau zum Liebhaben für Jung und Alt sind diese so genannten Viecher:
mit festem, strapazierfähigem Filzkörper und langen Gliedmaßen schlenkern sie von Arm zu Arm, klettern, schmusen und nehmen Jeden für sich ein…

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Susanne Wetzel, Beuteleule, Filz (Foto Susanne Wetzel)

Trotz des Vorbilds Wirklichkeit, ist doch jede Figur voll phantastischer Freiheit, neunmalklug, kindlich, aber nicht süß…
Und was das Tolle ist, sie dürfen in der Waschmaschine toben, wenn ihr Mensch sie ein wenig angeschmuddelt hat – sie nehmen nichts übel!,
sind Lebensbegleiter, Kinderfreund, Wochenendbeziehungströster, GuteNachtFigur, Managementcoach und alles was wir Menschen brauchen…

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Susanne Wetzel, Flederling, Filz (Foto Susanne Wetzel)

Drei der begehrten und langwierig zu arbeitenden Viecher sind im CRAFTkontor eingetroffen – ich sehe schon die Schlange vor der Galerie, denn Jeder will der Erste sein, der einen Genossen adoptiert!….

Nach dem Hinweis auf die wunderbare Ausstellung zeitgenössischen Glases in Frankfurt im Eintrag vom 28.08. ,heute mein freudiger
Aufruf an alle Glasfans, das neue Glasmuseum  >Les Stanze del Vetro

Die Süddeutsche vom 09.10.2012 berichtete ausführlich von der Eröffnungsausstellung:

„Auf der Insel San Giorgio Maggiore hat ein Glasmuseum eröffnet. Es zeigt Arbeiten von Carlo Scarpa, der große Handwerkskunst geschaffen hat – macht aber auch sichtbar, wie Venedig durch den Massentourismus zu Bruch geht.

Die Palette scheint unendlich : Manches sieht aus wie Plastik, anderes wie Beton. Das Material kann aber auch den Anschein erwecken, als wäre es aus Lack, Seifenblasen oder Plastik. Dann wieder wirkt es wie mit einer groben Netzstrumpfhose überzogen.

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Carlo Scarpa, Glasarbeiten (Foto: Ettore Bellini, Le Stanze del Vetro)

In allen Fällen , die jetzt in Le Stanze del Vetro zu sehen sind, handelt es sich um Glas. Nur eben nicht um solches, wie man es aus dem Alltag kennt. (…) es ist spektakulär, mondän ,kostbar.

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Ausstellungsansicht im Le Stanze del Vetro, Venedig
(Foto: Ettore Bellini, Les Stanze del Vetro)

Carlo Scarpa (1906-1978), der vor allem als Architekt mit seinem Dialog zwischen Alt und Neu bekannt geworden ist, hat dafür gesorgt. Wie er als Venezianer alles aus dem Material herausholte, was möglich war, und so mit den Glasbläsern von Murano Kunstwerke geschaffen hat, ist aber nicht nur ergreifend schön anzusehen. Es reflektiert auch die jüngere Geschichte Venedigs, wie sich die stolze Serenissima aufmachte, Traumziel aller Billigtouristen zu werden, und dabei die eigene Vergangenheit immer mehr zu Bruch geht. (…)“ (Laura Weissmüller, Süddt. Zeitung Nr. 233, 9. Okt. 2012)

Die Carlo Scarpa gewidmete Eröffnungsausstellung zeigt größtes Können und Vielfalt an Glasausprägungen, entworfen und geplant von Scarpa, in Versuchreihen entwickelt und mit großer Handwerkskunst ausgeführt von den großen Manufakturen, von denen heute nur noch ein kleiner Bruchteil existiert.
Scarpa kam als Architekt durch Zufall auf Glas, ein Auftrag führte ihn nach Murano, erblieb, baute zwar nicht, aber widmete sich bis in die 40erJahre ausschließlich dem wunderbaren Material und lotete alle Möglichkeiten aus.

Nicht weniger als 30 Glassorten entwickelte er mit Capellin und Venini – viele blieb exklusives, nur einmal geglücktes Einzelstück, einiges ging in Serie und die besten Stücke zeigt die Ausstellung:  ein Spiegel der großen Könnerschaft Muranos in Glas.
Bis heute?

„Was hat das alles mit dem Venedig von heute zu tun? Sehr viel. Denn die Handwerksbetriebe, die auf Murano Glas herstellen, sind nicht nur einige der letzten Produktionstätten überhaupt in Venedig. Das, was hier seit Jahrhunderten angefertigt wird, hat zum weltweiten Ruhm der Lagunenstadt beigetragen. Murano-Glas ist international bekannt, wenn auch die Dichte an Shops, die es verkaufen, nirgendwo so hoch sein dürfte, wie in Venedig. Das Problem dabei:

Was die unzähligen Läden hier farbenfroh und formenreich an den Kunden bringen, stammt in den seltensten Fällen von der Nachbarinsel. Wer all die Tierchen, knallfarbenen Aschenbecher und glitzernden Armreifen genauer anguckt, kann sich das denken. (…) Solche Billigware ist nur in China herzustellen. Das meiste „Murano-Glas“, das in Venedig vertrieben wird, ist in Warheit ein Importartikel.
Die (meisten) Besucher stört das wenig. (…)
…auch in Murano zeigt der Billigtourismus seine Wirkung.
Weil die Touristen sich an die Preise der Importware gewöhnt haben, sind immer weniger bereit, die Qualität von echtem Murano-Glas zu bezahlen. Eine Werkstatt nach der anderen schließt dort. Ihre eingeschlagenen Fenster und verlotterten Lagerhallen bilden optisch einen scharfen Kontrast zu der bunten Ramschware in der Lagunenstadt – und gehören doch zusammen….“ (Laura Weissmüller)

Hier möchte das neue Glasmuseum gegenarbeiten – nicht nur mit der Ausstellungstätigkeit über herausragendes Murano-Glas und seine Gestalter, auch der bauliche Ansatz des Museums auf San Giorgio Maggiore trägt hier Rechnung:
Es ist der Umbau eines Jahrzehnte leer stehenden Schulkomplexes aus den 50er Jahren durch die New Yorker Architektin Annabelle Selldorf zu einem minimalistischen Gebäude mit Bibliothek, erweiterbar um ein Archiv und vielleicht der Beginn eines neuen Museumsquartiers.

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Das neue Glasmuseum le Stanze del Vetro auf San Giorgio Maggiore, Venedig
(Foto: Les Stanze del Vetro)

Neben der Biennale wäre diese Art Quartier geeignet, wieder eine andere Art von Tourismus für die Stadt zu generieren: nachhaltiger, die eigenen Wurzeln der Stadt betonend und qualitätvoll.

Carla Scarpa. Venini 1932-1947;
Le Stanze del Vetro,
bis 29. November;
Insel San Giogio Maggiore, Venedig.
www.lestanzedelvetro.it

Denken Sie sich nichts dabei – wir sind beim Thema „Tisch und Tafel“.

Zu jeder guten Porzellan- oder Keramiktasse, gehört ein gut gestalteter Löffel ( sollte eine Selbstverständlichkeit sein… )
und es gibt auch wieder viele junge Silberschmiede/innen, , die sich wieder intersiv mit dem Thema „Löffel“ beschäftigen.

Speziell und preisgewürdigt ist die Arbeit von Antje Dienstbir.
Ihre Studien zum Löffel gehen bis in Richtung bildende Kunst – zeigt den Löffel nicht allein als „form follows function“ , sondern als etwas, was alle Sinne berühren kann – es sind Formexperimente – neuerdings macht sie sich auch um die ergänzende Schale Gedanken…

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Antje Dienstbir, Silberlöffel mit passenden Schälchen (Foto Schnuppe von Gwinner-craft2eu)

„Die Intention meiner Arbeit ist, dem Löffel als Form nachzugehen,
nicht der Funktion eines Löffels als Essgerät gerecht zu werden.”
(Antje Dienstbir)

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Antje Dienstbir, Löffelvariarionen (Foto A. Dienstbir)

Für diese ästhetischen „Versuchsreihen“
ist sie schon mehrfach mit renommierten Preisen ausgezeichnet worden:
Im Jahr 2000 mit dem Hessischen Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk;
2001 und 2008 mit einem Preis der GRASSI-Messe, Leipzig und nicht zuletzt
2009 mit dem WCC-Europe Award for Contemporary Crafts der EUNIQUE, Karlsruhe.

Die momentane CRAFTkontor-Ausstellung „Augenschmaus“ zeigt dagegen
Variationen von „funktionierenden“ Löffeln.
Arbeiten von Corinna Loelgen – Staatspreisträgerin Silber in NRW 2012
und von Marit Bindernagel.
2 Frauen, 2 Stile….

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(Foto Corinna Loelgen)

Oben stelle ich Ihnen Corinna Loelgen mit zwei sehr unterschiedlichen Löffeln von:
links ein moderner, farbiger Espressolöffel –
klassische Form, zeitgenösische Materialkombination (Silber, geschmiedet, Acryl, montiert).
rechts geschmiedete Latta macchiato-Löffel,
eher eine Spatelform, d.h. ohne ausgeprägte Laffe und so sehr schlicht….

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(Fotos Marit Bindernagel)

Hier zwei Löffeltypen von Marit Bindernagel:
links leitet sie vom Körper einer Libelle die Grundform eines schmalen Espressolöffels ab;
rechts bildet die Griffbewegung „Zeigefinger gegen Daumen drücken“ die Griff-Mulde
und erübrigt einen klassischenh Stiel, der dann direkt mit der Laffe zum Zuckerschöpfer
ergänzt wird. Diesen Löffel gibt es in rein Silber und in Silber mit wunderbaren Farben emailliert!

Nur ein kleiner Ausschnitt zum Thema Löffel und ich bin sicher,
dass in der langen Geschichte dieses,
sehr früh in der Menschheitsgeschichte die Hand erweiternde Gerät,
längst noch nicht alles gesagt ist.