Die ersten Sommergäste kommen erholt zurück und stellen fest, das die wunderbare Ausstellung „Federleicht“, mit Schmuck von Gudrun Arp fast schon Halbzeit hat.

Federschmuck, Gudrun Arp 2006 (127)
Gudrun Arp, Federhalsschmuck, Arafedern, getragen von der Opernsängerin Tatjana Conrad, www.die-opernsaengerin.de

Doch, gemach, die Zeit reicht noch für genießende Besuche, die Lust auf luftigen Schmuck machen – endlich ist auch das Wetter danach…

Neben federleichtem Schmuck für den kleinen oder großen Auftritt, beschäftigt sich Gudrun Arp in den letzten paar Jahren vermehrt mit größeren Federobjekten.

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Gudrun Arp, Federobjekt, Fasanenfedern, Stahl, Leder;

Kontraste von „Federleicht“ und „Bleischwer“ führen zu erdhaft gebundenen Schwingen, wie oben.
Die subtilen Unterschiede jeder einzelnen Feder faszinieren neben der lebhaften Oberfläche rostenden Stahls.

Flächige Arbeiten, wie Wandbehänge, spielen mit den graphischen und malerischen Qualitäten von Federn:

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Allein die Federn zweier Vogelarten kombiniert:
Fasanen- und Hahnenfedern auf einer archaisch anmutenden Unterplatte aus geschwärztem Kupfer,  zeigen einen Variantenreichtum an Farbnuancen einer Farbfamilie und an  Musterstrukturen, die die gestaltende Hand von Gudrun Arp zu einem faszinierenden Wand-„Bild“ steigert.

Man darf gespannt sein, wie sich gerade dieser Zweig ihrer Gestaltung weiterentwickelt. Ich werde es für Sie im Auge behalten…


Wie viel Arbeit  – Handarbeit – in einzelnen Kleidungsstücken oder Objekten steckt ist  Kennern des Kunsthandwerks vorstellbar.

Doch informierte Liebhaber und Kenner des Kunsthandwerks machen leider immer noch nur einen Bruchteil der Käufer von Interieurobjekten und Kleidung aus.
Materialgerechtigkeit, perfekte kunstvolle Ausführung, Nachhaltigkeit weil Wertigkeit und und und sagen dem Normalverbraucher/Preiswertkunden nichts.
Klassische Zeitlosigkeit, langsame Weiterentwicklung, Materialerforschung sagen der Schnelllebigkeit eines „Was ist IN-Käufers“ nichts…

Nach einer großen Print-Werbekampagne im Laufe der letzten 2 Jahre, in denen Louis Vuitton Handwerker-Manequins im Stile alter Meister beim Arbeiten ablichten ließ, nutzt nun das große französische Traditionshaus HERMES im Moment ein Gastspiel im Münchener Haus der Kunst um ein breites Publikum durch die Verführung mit dem eigenen Namen zum Kunsthandwerk zu führen:

Hermes zeigt sein „Festival des Métiers“ im Haus der Kunst

Präzise Handarbeit und jahrelange Erfahrungen verschmelzen in der Produktion großer Manufakturen auch zu Handwerkskunst. Dass das in Zeiten von großen Modeketten und kurzlebiger Trends zur Seltenheit wird, wissen wir, arbeiten aber zum Beispiel mit unseren Galerien für Kunsthandwerk aktiv dagegen an.
Um die Handwerkskunst zu zeigen, hat Hermes das „Festival des Métiers“ ins Leben gerufen.

Vom 13. – 18. Juli holt die Kunsthandwerker-Wanderausstellung dafür französische Handwerker aus acht bis zehn unterschiedlichen Métiers des Luxuslabels nach München. Im Terrassensaal des Hauses der Kunst kann man den Zauber des Savoir-faire entdecken, das in unterschiedliche Objekte von Hermès seit der Gründung im Jahre 1837 einfließt.
Ob Handtasche, Schal, Schmuckstück, Uhr, Porzellan oder Sattel. Die Besucher gewinnen einen einzigartigen Einblick in die Herstellung der Produkte und können zu jedem Arbeitsschritt ihre Fragen an den Fachmann richten.

Terrassensaal im Haus der Kunst , Prinzregentenstr. 1, München
13.-18. Juli 2012 , Eintritt frei
täglich 12 bis 20 Uhr

Ein löbliches Gastspiel einer großen Manufaktur, die durch ihre Wertschätzung des Handwerks im eigenen Produktionsprozess und auch in der Aus-und Weiterbildung eigenen Handwerkernachwucheses gegen die Vermassung und billige Ramschware an arbeitet.
Andereseits ein zweischneidiges Schwert, da die „Adelung“ der Produkte durch eine Ausstellung in einem Museumsanbau, durch ein Marketingevent erfolgt, das die Highend-Preise verfestigt.

Was bringt das den Guten, dem exellenten Kunsthandwerkern in den kleinen Werkstätten, den Könnern der Handnaht, den Drehern hauchzarter Porzellanobjekte, den Handdruckern …
Hier kämpft Jede/r um eine angemessene Bezahlung der feinen Objekte in geringster Anzahl – hier wird von gelabelten vierstelligen Zahlen für ein Objekt geträumt.

Kunsthandwerk gleicher oder sogar besserer Qualität ohne Label ist dem normalen Käufer lange nicht soviel wert und das ist nach wie vor sehr schade!

Aber dies zeigt die momentane größere Verankerung des Themas Kunsthandwerk, bzw. Handwerk in  der öffentlichen Wahrnehmung (und hoffentlich ist es nicht nur eine Modewelle).
Zu sehen auch schon an Berichten über deutsche Manufakturen (Nymphenburg, Mayer’sche Hofkunstanstalt, Orgelbau Klais, Werkstätten Hellerau) 2010 im Magazin der Süddeutschen (Nr. 39) und in Architektur und Wohnen (5/10).

Zeitgleich jetzt lesbar in einer mehrteiligen Artikelreihe auf www.stylepark.com
und durch die Herausgabe des Bandes „Handgemacht“, Die schönsten Manufakturen Deutschlands.
Hrsg. Florian Langenscheidt & Prof. Peter May. Verlag Deutsche Standards, Editionen 2012.

Vorenthalten möchte ich Ihnen an dieser Stelle nicht den Film in eigenen Sache des deutschen Handwerks – bedenkenswert!, nachdem ich Ihnen aus werbetechnischen Gründen schon keine Fotos in diesem Artikel zeigen kann….:

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In der Kühle des frühen Morgens weckt uns Vogelgezwitscher…..
Die Klarheit der Frühe lockt uns zu einem Spaziergang im Tau……
Im Licht der schrägen Sonnenstrahlen leuchtet eine Vogelfeder auf dem Waldboden – wir heben sie auf und sind zurückversetzt in unsere Kindheit……..
Eine Feder im aufgesteckten Haar – enthusiastische Schreibversuche mit einem Federkiel – atemlose Lektüre von Indianerbüchern….

Die Ausstellung der Schmuckgestalterin Gudrun Arp verführt mit Assoziationen: Geschichten vom häßlichen Entlein bis zur Weltstadt-Squaw.

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Gudrun Arp, Ring, Büffelhorn und Hahnenfedern

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Gudrun Arp, Halsschmuck, Hahnenfedern und Perlen

Naturschmuck mit größerer Faszination als eine Perlenkette – Sommernachtsträume für Schmuckliebhaberinnen.
Leicht – tragbar – stabil – ungeheuer schmückend.

Während der Eröffnung der Ausstellung am vergangenen Freitag ging Frau Professor Dr. Jutta Beder, Kulturwissenschaftlerin an der Universität Paderborn natürlich auch auf die erweiterte kulturelle und historische Bedeutung von Federn ein:

„Wenn wir an Vögel und Federn denken, so assoziieren wir es mit Fliegen, Leichtigkeit und über den alltäglichen Dingen schweben.
Diese Assoziationen rufen Federn in allen Kulturen hervor.
Federn waren z.B. ein vielsagendes Attribut von Göttern, denn Federn symbolisieren Souveränität, Wahrheit und Schwerelosigkeit.
Im Altertum repräsentierte die Federkrone die Strahlen der Sonne.
Die Flügel des Götterboten Hermes bestanden natürlich ganz aus Federn und im Schamanismus gewähren Federn die Macht, in andere Reiche zu fliegen.“

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Gudrun Arp (links) und Prof.Dr. Jutta Beder während der Eröffnung der Ausstellung im CRAFTkontor.

„Es gibt Kulturen, in denen Menschen unbekleidet leben, aber denoch tragen sie immer Schmuck am Körper, seien es Ringe, Malereien oder eben auch Federn. Schmuck gehört seit vielen Jahrtausenden zum Menschen. Jeder Schmuck beeinflußt das menschliche Bewußtsein, verändert die Wahrnehmung und teilt etwas mit.

Der Philosoph und Soziologe Georg Simmel formulierte es treffend vor etwas mehr als 100 Jahren so: „Man schmückt sich für sich selbst und kann das nur, indem man sich für andere schmückt.“  Schmücken ist Kommunikation.“ (Prof.Dr. Jutta Beder)

Schmücken ist Kommunikation, also Sprache, was war das für ein treffendes Schlußwort der Vernissage.
Haben wir also Mut, auch im Schmuck eine eigene Sprache zu sprechen, im Tragen des Schmucks eine Geschichte des eigenen ICHS zu erzählen.
Jeder von uns ist individuell anders – zeigen wir es auch!